FAQ

Ist Straßenmalerei ein Beruf?

Ja, Straßenmalerei ist ein Beruf. Wie man sich denken kann, gibt es kein Praktikum oder eine Ausbildung. Es ist kein klassischer Lehrberuf. Steuerrechtlich zählt in Deutschland Straßenmalerei zu den freien Berufen. Künstler sind in Deutschland automatisch als Einzelunternehmer selbständig tätig. Das heißt, man trägt das volle Risiko eines Unternehmers.

In meinen Augen ist da aber ein entscheidender Unterschied, ob ich einen Kiosk eröffne oder auf die Straße gehe und ein Bild male. Der Unterschied in der Motivation ist hoffentlich klar. Kioskbesitzern ist es egal, welche Zigarettenmarke oder Zeitschrift verkauft wird. Sie sind ganz sicher nicht emotional mit den angebotenen Produkten verbunden.

Emotional trifft es nicht ganz. Meine Schwester ist Hardcore Managerin und ein typischer Hai im Becken des freien Marktes. Genau bei diesem Thema argumentierte sie, dass ich doch auch als Angestellter arbeiten könne. Dann wäre das Risiko als Unternehmer und auch die damit verbundenen hohen Steuern Geschichte. Es hat dann eine Weile gedauert, bis ich ihr klar machen konnte, dass Künstler oder Künstlerin zu sein eher einer Eigenschaft, einem Zustand entspricht, und nicht einer Entscheidung. Ich bin Künstler, nicht ich ich liefere Kunst ab. Ein fast unsichtbarer aber großer Unterschied aus meiner Sicht.

Meine Motivation ist, zu teilen, nicht zu verkaufen. Als ich mit der Straßenmalerei angefangen habe, war es ein Nebenjob zum Studium. Aber schon da waren die Einnahmen beruhigendes Nebenbei. Wenn ich das Lichtspiel von Caravaggio auf die Kölner Domplatte kopiere, dann nicht, um damit richtig Kohle zu machen. Ich bin dann so von einem Bild fasziniert gewesen, dass ich es kaum erwarten konnte, anderen meine Kopie zu zeigen und vor allem, wie das Bild entsteht. Da finde ich es nicht in Ordnung, das gleiche hohe Risiko eines Unternehmers tragen zu müssen.

Ein entscheidender Punkt ist auch, dass Künstler von Natur aus selten auch talentierte Unternehmer sind. Somit ist bei vielen das berufliche Scheitern im wahrsten Sinne des Wortes vorprogrammiert.
Straßenmalerei ist also ein Beruf . Als Straßenmaler oder Straßenmalerin bist du auf dich selbst gestellt. Das hat grundsätzlich den Vorteil der künstlerischen Freiheit, sie folgt keinem Diktat außer deinem. In der Praxis sieht die Situation allerdings anders aus. Viele Aufträge werden erledigt, weil sie die Miete sichern. Das macht auch Spaß, hat aber mit Kunst nichts mehr zu tun.

FAQ